Wie Bildagenturen künstliche Intelligenz einsetzen
In einem Projekt wurde jetzt untersucht wie und in welchem Umfang Bildagenturen in Deutschland Künstliche Intelligenz einsetzen.

Verantwortlich für die Utersuchung war die Arbeitsgruppe „image market – business trends“ am Studiengang Visual Journalism and Documentary Photography der Hochschule Hannover unter Leitung von Prof. Lars Bauernschmitt, die mit dem Bundesverband professioneller Bildanbieter e.V. (BVPA) zusammenarbeitete. Weiteres Ziel der Untersuichung war es, herauszufinden, wie Bildagenturen diese Technik aktuell mit Blick auf den redaktionellen Alltag bewerten.
Einige Key-Facts:
• Während in öffentlichen Diskussionen immer wieder vor allem die Risiken des Einsatzes Künstlicher Intelligenz in den Vordergrund rücken, sehen die an der Erhebung beteiligten Bildagenturen die Möglichkeiten der neuen Technik differenziert. Sie unterscheiden deutlich zwischen dem Einsatz von KI-Tools in der Administration und der Organisation von Agenturen sowie der Bearbeitung und der Verwaltung von Bildern auf der einen Seite und der Erstellung von Bildern mittels generativer KI auf der anderen Seite.
• Der Anteil KI-generierter Bilder am Gesamtbildbestand der Agenturen, die überhaupt KI-generierte Bilder anbieten, ist mit 1,8 Prozent gering. Dabei beträgt der Anteil dieser Bilder am Umsatz der Agenturen 3,3 Prozent.
• Soweit die an der Erhebung beteiligten Agenturen überhaupt KI-generierte Bilder anbieten, geschieht das in Themenfeldern, deren Bilder regelmäßig in nicht dokumentarischer Absicht genutzt werden. Dazu gehören beispielsweise Art, Nature, Stock/Illustration oder Travel. Zu gesellschaftspolitischen Themenfeldern mit möglicherweise sozialer Brisanz wie History, News, Soziales und Politik, Wissenschaft dagegen bieten die an der Erhebung beteiligten Agenturen aktuell kein Bildmaterial an.
• Auf alle an der Erhebung beteiligten Agenturen gesehen stellt die Hälfte der Befragten keine Nachfrage nach KI-generierten Bildern fest.
• Eine deutliche Mehrheit (93,8%) der Befragten lehnt es ab, Bildlizenzen für KI-Trainingszwecke zu vergeben.
• Zwar nutzen fast zwanzig Prozent der Agenturen keine KI-Tools. Fast die Hälfte (43,8%) verwendet dafür aber sogar drei oder mehr Tools. Diese Tools werden jedoch vor allem für manuell zeitaufwändige, die Bilderstellung ergänzende Tätigkeiten wie Bildbearbeitung, Bildbeschriftung/Verschlagwortung und Recherche eingesetzt. Dabei setzen die beteiligten Bildagenturen vor allem jene Tools ein, denen gegenüber sie eher geringe Bedenken haben. Instrumente, denen gegenüber Bedenken bestehen, hier zu nennen KI-Tools in den meist als „kreativ“ betrachteten Bereichen wie der Bild- und Texterstellung, kommen deutlich seltener zum Einsatz.
Zeitalter „alternativer Fakten“
Es kann festgestellt werden: Bildagenturen, die (noch) nicht in den Handel mit Nutzungsrechten an KI-generierten Bildern eintreten wollen (oder können), müssen überlegen, auf welchen Feldern sie zukünftig aktiv sein wollen. Eine Option dabei können authentische, dokumentarische Fotos sein. Fotos, die Wirklichkeit abbilden, in einer persönlichen Handschrift aufgenommen wurden und die Position des Fotografen oder der Fotografin erkennen lassen werden im Zeitalter „alternativer Fakten“ und „Fakenews“ an Bedeutung gewinnen.
Die Glaubwürdigkeit der Urheber und das Vertrauen in die Lieferkette werden dort immer wichtiger, wo es darum geht, glaubwürdig Informationen zu vermitteln. Die an dieser Erhebung beteiligten Bildagenturen scheinen auch genau dies als Option zu sehen. Sie stehen KI-Tools grundsätzlich offen gegenüber, sehen deren Einsatz positiv und glauben gleichzeitig an eine wachsende Bedeutung authentischer Fotografie.
Ausführlich werden die Ergebnisse der Erhebung auf dem PICTAday am 3. April 2025 in Hamburg vorgestellt.