„Reflectoporn“ – Glänzende Motive optimal einfangen

Bei Schmuck, Messern und Uhren hat man es oft mit facettenreicher Handwerkskunst zu tun, die fotogene Motive abgibt. Die ersten Versuche ernüchtern jedoch meist, denn die reflektierenden Flächen sind knifflig zu beleuchten. Tilo Gockel klärt zunächst die Grundlagen und zeigt die Praxis an zwei Beispielen.

Kochmesser unter ausgefeiltem Licht.

Reflektierende Dinge sind nicht einfach zu fotografieren. Zum einen ist stets die Gefahr gegeben, dass der Fotograf samt Kamera und Umgebung als Reflexion im Bild sichtbar ist. Zum anderen erfordert der Übergang vom klassischen Beleuchten zum Einspiegeln heller und dunkler Flächen ein Umdenken.

Die Basics vorneweg …

Die Kamera und die Brennweite

Produktfotos sind grundsätzlich auch mit dem „kleinen Besteck“ möglich, doch wer mit geringer Schärfentiefe spielen möchte oder sich generell eine bessere Bildqualität wünscht, der greift zur Systemkamera. So sind auch alle Fotos in diesem Artikel mit einer Systemkamera und einem Zoom 24-70 mm f/2.8 entstanden. Das Zoom-Objektiv sollte man hierbei für eine vorteilhafte Perspektive und für eine schöne Plastizität der Ergebnisse im Bereich 50-70 mm nutzen. Für kleine Motive erweitert man es mit Zwischenringen oder wechselt auf ein Makroobjektiv.

Der Schärfeverlauf

In der Produktfotografie ist man häufig recht nah am Motiv und muss somit mit einer geringen Schärfentiefe rechnen. Ein schöner, weicher Schärfeverlauf kann schick sein, doch manchmal wünscht man sich beim klassischen Produkt-Portrait auch durchgehende Schärfe – nur so kann der Kunde auch alle Details gut erkennen. Man könnte die hierfür notwendige Blende mit einer App wie DOFMaster ausrechnen, aber tatsächlich gelangt man schneller ans Ziel, wenn man zwei, drei Testfotos mit Fokus auf das vordere Drittel des Motivs aufnimmt. Nach jedem Test schaut man dann in der 100 %-Ansicht, ob auch die äußeren Bereiche scharf werden und blendet eventuell weiter ab. Wir haben beim Aufhänger eine Blende gewählt, bei der die Messerspitze und die Messermitte mit dem Logo scharf wurden, das Griffende allerdings schon ganz leicht unscharf. Das ist ein kleiner Kompromiss, der dafür den Hintergrund bereits angenehm weich erscheinen lässt.

Eine andere Möglichkeit ist die Aufnahme eines Focus Stacks. Hierbei fotografiert man vom Stativ eine Aufnahmereihe von 5-10 Fotos mit wandernder Schärfe, indem man von Bild zu Bild den Fokuspunkt variiert. Die Fusion des Stacks geschieht anschließend mit einem Spezialprogramm wie Zerene Stacker oder Helicon Focus oder auch mit Photoshops Bordmitteln. In Photoshop lautet der Aufruf der Stacking-Funktion nach dem Markieren der Ebenen wie folgt: Bearbeiten → Ebenen automatisch überblenden, [x] Bilder stapeln.

Aus der Hand oder vom Stativ

Aufnahmen wie die hier gezeigten sind grundsätzlich auch aus der Hand möglich, aber der Stativeinsatz hat doch Vorteile. Zum einen kann man nur mit einem Stativ zuverlässig fusionierbare Stacks aufnehmen, zum zweiten helfen die längeren möglichen Belichtungszeiten, auch bei wenig Licht den ISO-Wert und damit das Rauschen klein zu halten, und zum dritten kann man so auch per Tethered Shooting das Ergebnis zeitgleich am Notebook anschauen und dabei die Kamera nach Augenschein feinjustieren

Lichtquellen

Der Einstieg in die Fotografie reflektierender Objekte gelingt am einfachsten mit Tageslicht. Ein Fenster und ein paar selbstgebaute Reflektoren und Diffusoren reichen bereits aus, um hochwertige Ergebnisse zu erzielen. Wer aber reproduzierbar arbeiten muss …


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