Power-Chip auf dem Tablett

Das neue iPad Pro ist das leistungsfähigste Tablet, das Apple seit der Einführung der Produktkategorie 2010 ersonnen und gebaut hat.

Dank der Rechen- und Grafikleistung des Apple-M1-Chips jongliert es geradezu spielerisch mit üppigen RAW-Dateien oder hochauflösenden Videos.

Bereits 2015 kam das erste 12,9 Zoll große iPad Pro auf den Markt. In der aktuellen dritten Generation hat Apple dem Topmodell ein neues Herz eingepflanzt: Der M1-Chip ist der erste Silicon-Prozessor auf Basis der Apple-eigenen ARM-Architektur. Er hat seinen Ursprung in den A-Serie-Chips, die für iPhones und iPads entwickelt wurden. Apple hat ihn zunächst im MacBook Air, im kleinen MacBook Pro, im Mac Mini und im neuen 24-Zoll-iMac integriert. Mit dem neuen iPad Pro kehrt der M1-Chip also in sein ursprüngliches „Biotop“ zurück. CPU und GPU, also die beiden Prozessoren für Rechen- und Grafikleistung, sind auf dem M1-Chip integriert. Das spart Platz und schont den Akku.

Bereits das erste iPad Pro wurde als Tablet mit der Leistung eines Notebook-Computers vermarktet. Damals wie heute gilt die „Touch first“-Philosophie: Alle App-Funktionen können mit dem Finger per Touch oder Geste auf dem Display bedient werden. Mit dem passenden Zubehör lässt sich die Touch-Bedienung auf dem Display ergänzen: Der Apple-Pencil-Eingabestift ist das Werkzeug der Wahl zum Zeichnen und Retuschieren auf dem hochauflösenden Display. Und die Magic-Keyboard-Tastatur ist unentbehrlich für Vielschreiber.

Die 12,9-Zoll-Version des M1-bewehrten iPad Pro wiegt 684 Gramm, das Magic Keyboard bringt mit 693 Gramm sogar ein paar Gramm mehr auf die Waage. Dank Magnetkraft dockt es satt am iPad Pro an. Dann steht das iPad Pro fast wie ein MacBook da – und es wiegt in dieser Konfiguration mit knapp 1.400 Gramm sogar etwas mehr als das aktuelle MacBook Air mit M1-Chip. Apropos M1-Chip: Dessen Leistungsvermögen wurde seit der Vorstellung Ende 2020 ausgiebig getestet und gelobt. In unserem Schnelltest mit der Mess-Software Geekbench erzielte das neue iPad Pro mit dem M1-Chip eine Rechenleistungen wie das aktuelle 16-Zoll-MacBook-Pro mit dem Intel-i9-Prozessor.

Das ist verdammt schnell und wirft die Frage auf: Wie lässt sich eine derart hohe Leistung „auf die Straße bringen“, welche Apps nutzen die Power? Daten- und grafikintensive Anwendungen wie Foto- und Videobearbeitung sowie 3D- und AR(Augmented Reality)-Anwendungen bieten sich an. Bei Adobe gibt es von den Platzhirsch-Desktop-Applikationen wie Photoshop, Lightroom und Premiere längst Mobilversionen fürs iPad, die auf die Touch-Bedienung abgestimmt sind. Der Funktionsumfang dieser Versionen ist allerdings reduziert, und die Arbeitsabläufe innerhalb des Programms sind aufgrund des unterschiedlichen Bedienkonzepts ebenfalls anders.

Bereit für Power-Apps

Denn bei den Mobilabkömmlingen „erwachsener“ Desktop-Apps wird bislang Rücksicht auf die schwächeren Leistungen üblicher Mobilgeräteprozessoren im Vergleich zu Notebooks oder Workstations genommen. Diese Rücksichtnahme ist beim neuen iPad Pro fehl am Platz – im Gegenteil. Die Rechenpower des M1-Chips lässt so manche Workstation blass aussehen. Mit Adobe-Photoshop- oder Lightroom-Versionen für das iPad ließen sich im Praxistest 100-Megapixel-RAW-Dateien, z. B. der Fujifilm GFX 100S, sehr geschmeidig handhaben und bearbeiten. Erst ein Multishot-TIFF mit satten 1,55 Gigabyte vermochte den M1-Prozessor kurz zu beeindrucken, bevor in der 1:1-Darstellung sämtliche Pixel nachgeladen waren. Über 4K-Videos lächelte das iPad Pro müde.

Man darf gespannt sein, welche App-Ideen die Softwareentwickler für das Power-iPad realisieren. Dass intelligente AI-Funktionen dabei eine Rolle spielen werden, macht die Facetime-App für Videoübertragungen vor: Die „Centerstage“-Funktion führt Regie, um den Bildausschnitt dynamisch zu schwenken und die Größe anzupassen, wenn sich der Protagonist vor der Kamera bewegt oder eine zweite Person hinzukommt.

Schnelle Schnittstellen

Es ist nicht nur der schnelle Prozessor, der das iPad Pro für Bildbearbeitung & Co. qualifiziert. Der USB-C-Anschluss unterstützt Thunderbolt 3 und USB 4. Das gibt der Konnektivität mächtig Schub – und sorgt für Flexibilität. Bis zu 40 GB/s beträgt die theoretische Bandbreite, im Zusammenspiel mit einem SSD-Laufwerk mit Thunderbolt-Schnittstelle fliegen die Gigabytes nur so zum iPad Pro. In der Maximalausstattung können Foto- und Videobearbeiter über 2 TB (Terabyte) Massenspeicher verfügen. Das reicht selbst für größere 4K-Projekte in der Videobearbeitung.

Die drahtlosen Schnittstellen des iPad Pro lassen manche vorhandene Infrastruktur und Peripheriegeräte alt aussehen: Das iPad Pro beherrscht den neuen 5G-Standard und kann WiFi 6 und Bluetooth 5.0 bedienen; und es ist natürlich zu älteren Standards abwärtskompatibel.

Empfehlenswert für den Desktop-Gebrauch ist eine Thunderbolt-Docking-Station, wie z. B. CalDigit 3, um mit dem iPad Pro zusätzliche Anschlüsse von der SDHC-Karte bis zum Ethernet-Anschluss nutzen zu können.

Brillantes Display

Eine echte Augenweide ist das Display. Es leuchtet dank Hintergrundbeleuchtung durch 10.000 Mini-LEDs mit bis zu 1.600 Nits (1.000 Nits im Vollbildmodus), ist aber nicht nur besonders hell, sondern ermöglicht die Darstellung von HDR-Fotos und -Videos im großen P3-Farbraum für HDR-Inhalte. Das brillante Display mit 2.732 x 2.048 Pixeln Auflösung bietet Fotografen und Filmemachern eine exzellente Arbeitsumgebung für die Bildbeurteilung und -bearbeitung – und eine fantastische Möglichkeit, ihre Arbeiten bei Kunden zu präsentieren.

Apple iPad Pro im Einsatz

Das Display leuchtet dank Hintergrundbeleuchtung durch 10.000 Mini-LEDs mit bis zu 1.600 Nits.

Zwei Kameras und ein Tiefenscanner

Das iPad Pro verfügt über eine neue 12-Megapixel-Ultraweitwinkelkamera mit einem Bildwinkel von 122 Grad. Zusätzlich ist ein Lidar-3D-Scanner (Light Detection and Ranging) in dem Objektiv-Cluster untergebracht; dieser liefert aber kein fotografisches Bild, sondern wertet die Reflexionen des Motivs aus. Diese Tiefeninformation kommt bei AR(Augmented Reality)-Anwendungen zum Einsatz. So können beispielsweise virtuelle 3D-Objektive in der realen Umgebung präsentiert werden. Der Lidar-Scanner unterstützt auch den Kameraautofokus bei schlechten Lichtverhältnissen.

Fazit: Für kreative Digitalnomaden eröffnet das neue iPad Pro mit M1-Chip erweiterte Möglichkeiten, hochauflösende Fotos, Videos und 3D/AR-Inhalte zu bearbeiten, zu präsentieren und zu teilen. Die App-Entwickler sind herausgefordert, das Potenzial des Power-Tablets mit ebenso leistungsstarken Apps auszureizen. Für den einen oder anderen Kreativen der Generation Smartphone mag das iPad Pro mit entsprechendem Zubehör sogar bereits die Wachablösung für ein klassisches Notebook sein. Allerdings hat Apple mit den MacBook-Pro-Modellen valide Alternativen im Angebot, die von den universellen Möglichkeiten des MacOS-Betriebssystems und der entsprechenden Software profitieren.

Das iPad Pro ist seit Mitte Mai in zwei Größen mit 11-Zoll- und 12,9-Zoll-Retina-Display erhältlich. Das Testgerät mit 12,9-Zoll-Display, 1 TB Speicherplatz und Mobilfunk-Option kostet bei Apple 2.139 Euro. Das Apple Pencil liegt bei 135 Euro, die Magic-Keyboard-Tastatur mit Touchpad schlägt mit 399 Euro zu Buche.

www.apple.com/de

 

 

 

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