Journalistische Instanz

Bildberater Andreas Wellnitz erläutert seine Arbeit als Visual Consultant und spricht über die Schaffung visueller Identitäten.

„What“ von Nikita Teryoshin

digit: Herr Wellnitz, wie wird man Bildberater?

Andreas Wellnitz: Da gibt es sicherlich verschiedene Wege, meiner war ein autodidaktischer und verlief, kurz gesagt, so: Mitte der 90er-Jahre wollte ich der hessischen Provinz entfliehen und bin nach Hamburg, der damaligen Magazinhauptstadt, um „irgendwas mit Medien“ zu machen. Startpunkt war ein Praktikum beim Lifestyle-Magazin Max. Eine lehrreiche Zeit, zumal Dirk Manthey, der Verleger, der im Übrigen auch TV Spielfilm und Amica an den Start gebracht hat, ein gigantisches Zeitschriftenarchiv besaß. In das bin ich in jeder freien Minute abgetaucht und habe fotohistorische Studien betrieben – anhand von Magazinen wie twen, LIFE oder alten Rolling-Stone-Ausgaben, bei denen Annie Leibovitz noch Cheffotografin war.

Wie ging es weiter?

AW: Ich war Fotoredakteur bei MAX, später Fotochef. 2001 bin ich in die Schweiz zur Weltwoche, weil ich noch journalistischer arbeiten wollte, und habe beim Relaunch dieses 1933 gegründeten Schweizer Wochenmagazins mitgewirkt. Eine superspannende Zeit, die geprägt war vom Übergang vom Analogen zum Digitalen.

Für die Jüngeren: Wie sah die Bildbeschaffung damals aus?

AW: Eine Bildrecherche bestand darin, dass man bei den Agenturen Dia-Duplikate und Press-Prints anforderte; die Agentur Magnum beispielsweise schickte diese per Zug von Paris aus in die Redaktionen. Bei der Weltwoche saßen wir mit Fotografen zusammen, die mit kartonweise Abzügen von ihren Reportagen wiederkamen. Dieses haptische, analoge Prozedere änderte sich erst, als man per Leonardo Pro (Anm. d. Red.: ISDN-Karte für Mac von Hermstedt) digitale Bilder in druckfähiger Auflösung und in akzeptabler Zeit via ISDN verschicken konnte.

Zurück zum Heute: Was kann eine Fotoredaktion, was kann ein Bildberater idealerweise leisten?

AW: Wenn man mal von reinen Beschaffungsredaktionen absieht – also solchen, die in erster Linie Schmuck- oder Erklärbilder beschaffen –, geht es darum, …

 

 


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