Intelligente Portraitretusche

Michael Marczok hat mit einer Plug-in-Sammlung und KI-Bordmitteln einen Intelligenztest gemacht.

Beispielfoto Software für die Portraitretusche

Kosten- und Zeitdruck herrschen auch in der Portraitfotografie. Fotografen erhalten immer öfter spezielle Bearbeitungswün-sche ihrer Kunden. Idealisierte Portraits, wie sie jeder mittlerweile aus den sozialen Medien oder allgemein dem Internet kennt, sind gefragt. Im Handy besorgen das spezielle Apps auf Knopfdruck. Bei höheren Qualitätsansprüchen kommt ein Fotograf nicht um eine umfangreiche Bearbeitung mit Photoshop & Co herum. Spezialisierte Portraitsoftwares preisen aktuell eine Bearbeitung mit einem Klick an – der KI sei Dank.

Die ausprobierten Tools lassen sich in drei Kategorien einordnen:

#1 Stand-alone-Software

Die Programme ON1 Portrait AI 2023 und PortraitPro Studio enthalten jeweils auch Plug-ins für Photoshop, Lightroom und andere Wirtsprogramme. Zusätzlich zu Funktionen der KI-Portraitretusche verfügen sie zusätzlich über Bearbeitungstools für manuelle Anpassungen – lokal und global. Das heißt aber nicht, dass sie auch für die Bearbeitung von zum Beispiel Landschaftsfotos verwendet werden können. Ohne Gesichter im Bild versagen die Programme die Zusammenarbeit. Dies ist der erste Hinweis auf die Arbeitsweise nicht nur der Stand-alone-Programme: die Gesichtserkennung. Über maschinelles Lernen werden allgemeine Muster, wie sie in menschlichen Gesichtern zu finden sind, der Software beigebracht. Eine Künstliche Intelligenz vergleicht dann beim Öffnen eines Bil- des die erlernten Muster und erkennt ein Gesicht – oder auch nicht.

#2 Plug-in-Software

Diese Tools benötigen immer ein Wirtsprogramm, meist sind das Photoshop, Lightroom, Capture One oder andere Programme. Wir haben uns drei Plug-ins von Retouch4me in Photoshop angeschaut. Eines für die Retusche von Hautunreinheiten, eines für die Mattie- rung der Haut und eines für die Maskierung des Gesichts für eine spätere Bearbeitung. Eine Sache vorab zu diesen Tools: Es gibt noch einige Plug-ins mehr von diesem Entwickler aus Estland, die durchaus einen interessanten Eindruck machen. Leider ließen sich nur die drei getesteten auf einem MacBook Pro mit M1-Prozessor und neuestem Betriebssystem installieren. Und leider kann aus der Testversion nicht exportiert oder gespeichert werden. Die Resultate sind hier deshalb nur als Screenshots darstellbar.

#3 Bildbearbeitungssoftware mit speziellen Funktionen

Einige allgemeine Bildbearbeitungsprogramme, also nicht solche speziell für die Portraitfotografie, haben Funktionen an Bord für diese Art von Retusche und Bearbeitung. Zum einen haben wir die neuralen Filter von Photoshop, zum anderen die AI-gestützten Funktionen von Luminar Neo getestet.

Jede der Kategorien hat ihren speziellen Charme. Bei den Stand-alone-Varianten kann man sich ganz auf die eine Aufgabe, die Portraitretusche und -bearbeitung, konzentrieren. Schon die voreingestellten Automatiken können überzeugen. Wem das noch nicht genug ist, der steigt in die Änderung der Parameter oder eine voll manuelle Bearbeitung ein.

Viel reduzierter, aber dadurch für noch gezieltere Aufgaben auch einfacher im Einsatz, sind die Plug-ins. Alles Weitere, was das Tool nicht vermag, kann dann die Hostsoftware oder das nächste Plug-in richten.

Die Spezialfunktionen in Bearbeitungssoftwares sind natürlich dann interessant, wenn man als Fotograf die Programme schon verwendet. Es kommen keine zusätzlichen Kosten und in der Regel auch keine zusätzliche Einarbeitungszeit auf.

Alle Produkte liegen rund um die 100 Euro. Auch die Plug-ins, die dadurch natürlich die teuersten sind, da sie ja jeweils nur eine ganz bestimmte Aufgabe innerhalb der Bearbeitung übernehmen.

Der Blick in die Programme – „stand alone“

Zu den bekanntesten Spezialsoftwares für die Bearbeitung von Portraitfotos gehört PortraitPro von Anthropics. Die Variante PortraitPro Studio ist die mittlere Variante von dreien. In der Variante darunter fehlen die RAW-Unterstützung und das Photoshop- Plug-in. Die höhere Version verfügt über eine Stapelverarbeitung.

Die Software hat die übersichtlichste Benutzeroberfläche aller getesteten Tools und einen riesigen Funktionsumfang. Wie bei allen hier vorgestellten Produkten wird nach dem Start des Programms zunächst ein Gesicht im Bild gesucht und gefunden. Bei PortraitPro hat man dann jederzeit noch Möglichkeiten, die Art der Erkennung von Konturen und Formen, wie Mund oder Augen, anzupassen. Das Original und die bearbeitete Version lassen sich nebeneinander darstellen.

Alle Bearbeitungswerkzeuge sind übersichtlich in Bereiche, …

 


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