Fotograf im Einsatz
digit! Autor Sebastian Drolshagen fotografiert seit Jahren bei Einsätzen und Übungen verschiedener „Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“. Bei diesen Jobs sind neben der fotografischen Expertise Sachverstand und Fingerspitzengefühl gefragt.
Viele Kolleginnen und Kollegen verbinden „Behörden“ eher mit Ungemach. Dabei kann der Amtsschimmel zu einem heißen Zossen werden: Polizei und Rettungskräfte bewegen sich in spannenden Situationen jenseits des Alltäglichen. Wer mit ihnen kooperiert und sich auf ihre Eigenheiten einlässt, hat die Chance auf markante Motive.
Schon die Bezeichnung sieht verdammt amtlich aus: Wenn die Profis alle Blaulicht-Akteure zusammenfassen wollen, sprechen sie von „Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“ (BOS). Denn neben Feuerwehr, Polizei oder Zoll übernehmen in Deutschland viele zivile Organisationen Aufgaben, die eigentlich zur staatlichen – Achtung, Behörden-Jargon! – „Daseinsfürsorge“ und „Gefahrenabwehr“ gehören. Kein Wunder, dass das Rote Kreuz, die Johanniter, die Samariter oder die Malteser deshalb häufig ähnlich ticken wie Behörden. Als gemeinnützige Vereine leben sie von Spendern, als Unternehmen verdienen sie ihr Geld mit medizinischen Diensten – an beiden Stellen brauchen sie starke Bilder fürs Marketing. Eine Erkenntnis, die sich in den letzten Jahren zunehmend durchsetzt, auch bei anderen Behörden.
Der Reflex von Text- und Bildjournalisten, sich über abgeschottete Behörden zu beklagen, ist nur noch vereinzelt angebracht. Man könnte fast meinen, Fotografen wie Behörden hätten erst feststellen müssen, dass die jeweils andere Seite gar nicht so schlimm ist. Schließlich sorgen Männer, die ins Feuer gehen, oder Frauen, die Leben retten, verlässlich für faszinierende Motive. Und auf der anderen Seite kämpfen die Retter um Nachwuchs; sie müssen – im Wortsinn – ein gutes Bild abgeben, weil ihnen sonst das Personal ausgeht. Keine 3.000 Euro brutto, um sich Flammen auszusetzen und die Nächte um die Ohren zu schlagen – der Heldennimbus reicht vielfach nicht mehr, um neue Bewerber zu rekrutieren. Selbst Elitetruppen wie die Spezialeinheiten der Polizei verzweifeln an der Generation Y, die die Work-Life-Balance dort einfach zu mies findet.
Nah dran durch „Einbettung“
Fotografinnen und Fotografen können Storys und Portraits gestalten, die mit dem klassischen Blaulicht-Reporter wenig zu tun haben. Sie müssen nicht illegal am Polizeifunk kleben, um sich dann an einer Absperrung herumzudrücken. Wenn es um Image-Bilder geht, ist „embedded journalism“ bzw. die „embedded photography“ der Königsweg. Amerikanische Medien und die US-Armee haben den Terminus geprägt: Reporter wurden Teil der Truppe. Was für Journalisten anrüchig wirkt, funktioniert für…
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