Bokeh-Tuning

Tilo Gockel erklärt, welche Technikzutaten zu einem schönen Bokeh gehören und wie es sich verfeinern lässt.

Beispielbild Bokeh

Unschärfeliebhaber geben gern und viel Geld für bokeheske Linsen aus. Wer allerdings meint, den maximalen Optik-Augenschmelz erzielt zu haben, irrt.

Etwas Technik vorweg

Das Spiel mit der Unschärfe bzw. mit extremen Schärfeverläufen ist zu einem beliebten Stilmittel geworden. Es scheint die überlegte, ästhetische Fotografie abzugrenzen von den schnellen Facebook- und Insta-Bildchen. Aber wie genau entsteht Unschärfe, und was ist zu beachten, damit sie „schön“ wird?

Bei der fotografischen Abbildung ist stets nur eine Ebene parallel zum Sensor perfekt scharf. Genau genommen, könnte man also nur flache Bilder scharf aufnehmen, aber da unser Auge ein begrenztes Auflösungsvermögen besitzt, toleriert es eine gewisse Unschärfe – hieraus ergibt sich die Definition der Schärfentiefe. Außerhalb dieses scharfen Bereichs werden Lichtpunkte unscharf zu Kreisen, zu sogenannten Zerstreuungskreisen oder umgangssprachlich Bokeh Bubbles.

Der Begriff Bokeh stammt aus dem Japanischen und bedeutet so viel wie „unscharf“ oder „zerstreut“. In der Fototechnik steht er für die Qualität der Unschärfe. Gutes Bokeh bedeutet Kreise, die groß, vollständig und rund sind, die gleichförmig eingefärbt sind und die eine weiche Außenkante haben.

Praxisnah habe ich eine kleine Illustration vorbereitet, die eindrücklich die gängigsten Bokehfehler aufzeigt. Die ersten Fehler mögen noch bekannt sein, doch bei den Anschnitten 3 und 4 muss man bereits kurz überlegen, wie sie zustande kommen. Es handelt sich um Hindernisse im Strahlengang, die entweder gerade oder kreisförmig abschneiden (Spiegelkasten im Gehäuse, Objektivzylinder). Die weiteren Ursachen für die Fehler nebst den Techniken, wie man sie vermeiden kann, erläutert der nächste Abschnitt.

Merke: Wir visualisieren mit Zerstreuungskreisen, die durch punktförmige Lichtquellen entstehen. Das Objektiv erzeugt aber auch aus nicht leuchtenden Objektpunkten Zerstreuungskreise, mit dem Unterschied, dass diese nicht so plakativ ausfallen. Ein Objektiv, das schöne Kreise liefert, liefert auch in Szenen ohne Punktlichter ein ästhetisches Bokeh.

Ab in die Praxis

In diesem Abschnitt folgen nun ein paar Tricks, wie man mit weniger gutem Bokeh umgehen kann. Gegliedert haben wir anhand der obigen Fehlerbilder.

Das erste und einfachste Fehlerbild entsteht, wenn die Zerstreuungskreise zu klein sind. Die Unschärfe wirkt dann nicht mehr beabsichtigt, sondern eher wie eine handwerkliche Schwäche oder wie ein ungewollter Fehlfokus. Dem ist leicht beizukommen: Man kann eine längere Brennweite wählen, die Blende weiter öffnen, den Abstand zum Hintergrund vergrößern und den Abstand zum Motiv verkleinern. Bei sehr kleiner Gegenstandsweite entstehen sogar mit dem Smartphone trotz der kleinen Sensoren und der kurzen Brennweiten Fotos mit unscharfem Hintergrund. Alternativ kommt auch eine Verkippung des Objektivs in Betracht.

Ebenso einfach zu erklären sind eckige Zerstreuungskreise, die durch die Lamellenstruktur einer verengten Blende entstehen. Der einfachste Ansatz ist, die Blende komplett zu öffnen. Das kann aber leider neue Fehlerbilder erzeugen, denn je nach Brennweite und Abstand vom Vordergrund entstehen dann angeschnittene Kreise (Frühstückseier und Footballs, siehe den nächsten Punkt).

Alternativ verwendet man ein hochwertiges Objektiv mit vielen gerundeten Blendenlamellen oder schlicht ein lichtschwächeres Objek- tiv. Tatsächlich kann der Einsatz der preiswerteren, lichtschwächeren Linse der bessere Weg sein, …

 


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