Blue Notes in Black and White
Thorsten Wulff fotografierte den erfolgreichsten deutschen Jazztrompeter Till Brönner in Budapest mit der Nikon Z8 und dem Plena-Nikkor.
Nikons sind Storytelling-Maschinen. Vor 40 Jahren begann ich, zu fotografieren, weil mich die Technik faszinierte und ich als Schriftsetzer den täglichen Umgang mit Film und Chemie gewohnt war. Aber auch weil ich ungeduldig war. Ich schrieb Texte, vor allem über Politik, mit meiner Schreibmaschine und musste warten, wenn meine Freunde sie durchlasen. Und endlich an die gute Stelle am Schluss kamen.
Legte ich eine Fotografie auf den Tisch, war sofort alles klar, die Geschichte samt Pointe in einer Sekunde erzählt. Ich richtete mir im heimischen Luftschutzkeller eine Dunkelkammer ein, die Schreibmaschine verstaubte. Ich fuhr zum Stern nach Hamburg und wurde der Lehrling erst Thomas Höpkers, dann Robert Lebecks. Im Frühjahr 1988 gastierte der Trompeter Chet Baker im Club Dr. Jazz meiner Heimatstadt Lübeck. Ich fotografierte ihn mit meiner Nikon F3, ohne die ich das Haus nicht verließ, und dem handlichen Nikkor-105/2.5-Tele.
Jazzclubs sind notorisch schlecht beleuchtet; ich belichtete den T-Max 400 leicht unter, was diese Emulsion wegen ihrer großflächigen T-Kristalle gut vertrug. Das 105er ist kompakt und bildet mit der F3 eine stabile Einheit, Belichtungszeiten von 1/30 Sekunde sind kein Verwacklungsproblem. Ohne es zu wissen, fotografierte ich an diesem Abend mit Chet an seiner Trompete ein klassisches Motiv.
Szenenwechsel, 36 Jahre später. Ein anderer Jazz-Trompeter, Till Brönner, steht vor meiner Nikon. Diesmal ist es die von Gewicht und Handlichkeit der F3 nicht unähnliche Nikon Z8. Und nicht das 105er ruht in ihrem Bajonett, sondern das phänomenale NIKKOR Z 135mm f/1.8 S Plena. Das Objektiv wiegt ein Kilo und ist auch, was die optische Qualität angeht, ein Schwergewicht.
Ich hatte es schon in der digit! 4-2023 gemeinsam mit der Nikon Zƒ beschrieben. Z8 und Plena sind wie füreinander gemacht, lautlos erahnt der Autofokus, wohin ich scharfstellen möchte. Brönner und ich stehen in keinem verqualmtem Jazzkeller, sondern in seiner wohlbeleuchteten Ausstellung in Budapest. Wir machen ein klassisches Portrait zusammen, vor weißer Wand und indirekt beleuchtet. Ich blende das NIKKOR Z 135mm f/1.8 S Plena leicht ab, auf 2,8, um die Schärfentiefe über die Augen hinaus auszudehnen. Später wandele ich das Bild in Schwarzweiß um. Abends, bei der Ausstellungseröffnung, fotografiere ich abwechselnd mit dem NIKKOR Z 135mm f/1.8 S Plena und dem vorzüglichen Weitwinkelzoom NIKKOR Z 14-24mm f/2.8 S. Hierbei bot sich mir überraschend eine sehr schöne Bildsituation, welche die Z8 ohne Probleme einfing: Till Brönner setzte …
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digit! Magazin 2-2024 Schwerpunkt „People, Portrait und Hochzeit“, Umfang: 84 Seiten
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