Allrounder für anspruchsvolle Bildbearbeiter
Der Monitorspezialist EIZO stellt einen neuen Alleskönner für Bild- und Videobearbeitung sowie Grafik vor. Michael Marczok hat sich den ColorEdge CS2740, der ab Ende Mai erhältlich ist, vorab angeschaut.
Der 4K-Monitor mit einer Bilddiagonalen von 26,9 Zoll, also 68,4 cm, wird in einem schlanken Karton mit recht wenig Styropor angeliefert. Das spart Platz und erfreut das umweltbewusste Herz. In der Box finde ich alles, was ich für die erste Inbetriebnahme benötige. Den Monitor am Standfuß montiert, Netz-, USB-C- und DisplayPort-Kabel.
Erster Eindruck
Das Design des Displays ist eher praktisch als „chic“. Verarbeitet ist das Gerät in gewohnter Eizo-Qualität. Die Verstellung von Höhe und Winkel ist leichtgängig, aber nicht zu fest. Was auffällt, ist, dass der Monitor in der streng senkrechten Ausrichtung nicht voll in das Hochformat gedreht werden kann, dafür lässt er sich nicht hoch genug ausfahren. Das Hochformat ist also nur in einer leichten Neigung möglich.
Neben dem notwendigen Netzanschluss finde ich DisplayPort- und HDMI-Anschluss für den Signaleingang sowie zwei USB-3.0- und zwei USB-2.0-Ausgänge. Letztere werden, das ist neu bei Eizo, über einen USB-C-Upstream-Anschluss gespeist. Über diesen Anschluss kann z. B. auch ein angeschlossenes Laptop bis 60 Watt Leistungsaufnahme versorgt werden. Im Idealfall würde das bedeuten, dass mit einem Stromkabel für das Display und einem USB-C-Kabel für die Verbindung zum Laptop alles verbunden ist. Jedes Kabel weniger auf dem Schreibtisch ist ein Segen.
Ich habe den CS2740 an ein Wacom Mobile Studio Pro angeschlossen. Dies verbraucht bis zu 100 Watt und kann somit nicht von der Ausstattung des Monitors profitieren.
Die Bildqualität
Eizo bewirbt den Monitor mit den Attributen ultrascharf, detailreich und präzise. Das gilt es nun, bei der Beurteilung des Bildes zu untersuchen.
Der Monitor wird ab Werk vorkalibriert, alle voreingestellten Darstellungsfarbräume können sofort, „out of the box“, genutzt werden. Das kann ich an zwei Punkten sofort nachvollziehen. Herkömmliche Displays sind in der Grundeinstellung in der Regel zu hell, zu kontrastreich und zu blau. Dies ist der besonders knackigen Darstellung von Video- und Bildmaterial für den Normaluser geschuldet. Es ist übrigens auch der Grund, warum viele Fotoamateure zu dunkle, zu weiche und zu warme Ausdrucke erhalten. Mit einem vernünftigen Farbmanagement hat das nichts zu tun. Beim Eizo ist der visuelle Eindruck perfekt.
Zweitens kann ich das Display mit meinen kalibrierten Monitoren vergleichen. Zugegeben, einer ist lediglich ein iMac, aber Helligkeit, Kontrast und Farbe kann ich grundsätzlich beurteilen, nur der Farbraum des Bildschirms ist deutlich kleiner. Anders sieht es da schon bei dem Display des Mobile Studio Pro aus, welches ich hauptsächlich für den Test verwende. Es kann einen Farbraum von 85 % AdobeRGB darstellen. Alle Geräte sind farblich sehr ähnlich, aber der Eizo-Monitor sticht bei Brillanz und Schärfe deutlich hervor. Auflösungsseitig liegen wir bei 4K, genau 3.840 x 2.160 Pixel, was bei dieser Bildschirmgröße 164 ppi entspricht. Das Wide-Gamut-IPS-Panel des CS2740 stellt einen Farbraum von 99 % AdobeRGB dar.
Was bei der Bildbeurteilung besonders auffällt, ist, dass Farbverläufe extrem genau und glatt dargestellt werden. Erzeugt wird diese Genauigkeit über einen speziellen Prozessor im Gerät und eine Farbtiefe von 16 Bit bei der internen Verarbeitung, was 278 Billionen Farben entspricht. Ausgegeben wird dann eine Farbtiefe von 10 Bit, entsprechend 1,07 Milliarden Farben. Mehr können die Panels auch nicht wiedergeben, sie profitieren aber sichtbar von der hochgenauen Berechnung im Inneren des Monitors. Was sich hier sehr akademisch anhört, ist tatsächlich sichtbar. Besonders sehr feine Farbverläufe, also nicht brachial von Schwarz bis Weiß, sondern innerhalb einer Farbe von Hell nach Dunkel, sind sichtbar weicher als bei den beiden Vergleichsdisplays. Auch wirken die Übergänge von einer Farbe zu einer anderen superharmonisch. Ebenso profitiert die Graudarstellung von der hohen internen Farbtiefe. Grautöne weisen keine Farbstiche auf, wie sie bei geringeren Farbtiefen in der Berechnung möglich sind.
Auch bei seitlicher Aufsicht bleibt die Darstellung von Farben, Kontrast und Helligkeit sehr stabil. Laut Datenblatt ist ein Betrachtungswinkel bis 178° möglich. In der Praxis kann ich diesen Wert nahezu nachvollziehen. Allerdings würde nur ein Zuschauer in solch einem extremen Winkel auf einen Monitor schauen, ich als Bildbearbeiter sitze natürlich direkt davor und bin damit mehr als auf der sicheren Seite.
Rasante Kalibrierung
Die von Eizo ab Werk gebotene Kalibrierung des CS2740 hat nicht nur die beschriebenen Vorteile der direkten Nutzung oder der hohen Bildqualität, sondern ermöglicht auch eine enorm schnelle Nachkalibrierung.
Natürlich sprechen wir hier von einer Hardwarekalibrierung, ermessene Werte werden bei dieser in die monitorinternen LUT-Tabellen eingeschrieben. Da die Werte dieser Tabellen durch das aufwändige Messverfahren bei Eizo von Grund auf sehr gut sind, müssen bei einer erneuten Kalibrierung nur die leichten Veränderungen, die nach einer gewissen Zeit auftreten, korrigiert werden.
Und wie bei jedem hardwarekalibrierbaren Monitor benötigt man für diesen Prozess auf jeden Fall eine Software des Herstellers, die erst den Zugang zu den LUT-Tabellen realisieren kann. Bei Eizo heißt dieses Tool ColorNavigator 7, und es ist kostenlos von der Herstellerseite herunterzuladen. Es gibt auch ein Messgerät von Eizo für die Kalibrierung mit dem Namen EX4. Er ist baugleich mit einem Spyder X von Datacolor, nur in Weiß. Fast alle gängigen Messgeräte können ebenfalls genutzt werden. Eine Liste der kompatiblen Geräte findet man auf der englischsprachigen Eizo-Global-Website.
Mir steht das Eizo-Gerät zur Verfügung, und für meinen Test werde ich es auch nutzen, obwohl die Nutzungsdauer, nach der das Display eine neue Kalibrierung braucht, noch längst nicht abgelaufen ist. In der Software ist eine Zeit von 60 Arbeitsstunden voreingestellt, nach der automatisch kalibriert wird.
Die Software ist sehr einfach aufgebaut. Jeder Schritt – und es gibt deren wenige – wird genau erläutert. Im Grunde muss ich nur das Messgerät an einem der vier USB-Anschlüsse anschließen, nicht am USB-C, den gewünschten Farbraum, den ich nutzen will, auswählen – da ich hauptsächlich mit Fotografien arbeite, ist das AdobeRGB – und den Kalibrierungsbutton anklicken. Es erscheinen die üblichen Farb- und Grauflächen unter dem Messgerät. Allerdings sind es recht wenige, und das Ganze geht wirklich rasant schnell. Ich finde in den technischen Daten des Monitors einen Wert von 90 Sekunden. Das scheint mir ein Wert für eine Messung nach längerer Nutzungsdauer zu sein; meine Messung liegt mit knapp 60 Sekunden deutlich darunter. Üblicherweise schiebt man jede Kalibrierung seines Monitors gern einmal nach hinten hinaus, da der Vorgang in der Regel sehr viel länger dauert. Wenn ich das Ganze ab sofort in maximal 90 Sekunden erledigen kann, werde ich das auf jeden Fall immer tun, wenn es nötig wird.
Wie beschrieben, verfügt der Monitor über verschiedene Farbmodi für verschiedene Aufgaben wie Rec. 709 und Rec. 2020 für die Darstellung von Video auf hochauflösenden Fernsehern oder
SMPTE-C für den amerikanischen Fernsehstandard und natürlich AdobeRGB und sRGB für fotografische Wiedergaben. Diese Modi sind im Monitor hinterlegt und können unter anderem über das On-Screen-Menü gewechselt werden. Die Kalibrierungssoftware kann alle Modi gleichzeitig kalibrieren – wieder eine Zeitersparnis.
Natürlich gibt es auch noch eine manuelle Eingriffsmöglichkeit, wenn das Ergebnis der Kalibrierung zum Beispiel persönlichen Vorlieben angepasst werden soll.
Ich bin mit dem einfachen Ergebnis mehr als zufrieden. Leider wird mir nicht angezeigt, wie gut die Kalibrierung letztendlich geworden ist, also wie dicht ich an die 100 % AdobeRGB herangekommen bin.
Fazit
Der Eizo CS2740 hat mir sehr gut gefallen, die Darstellungsqualität ist sehr gut. Erstaunt hat mich, wie viel besser der Eindruck von Farbverläufen und Graustufen durch die hohe Farbtiefe bei der internen Bildverarbeitung ist. Für Fotografen ergibt sich hier ein deutlich höherer Nutzwert bei der täglichen Bearbeitung von digitalem Bildmaterial. Auch die hohe Auflösung ist hilfreich, ich sehe einfach mehr Bildinhalt vor mir. Damit wird der Monitor tatsächlich zu einem Allrounder, da auch andere kreative Nutzer wie Videobearbeiter oder Grafiker von den Qualitäten des Displays profitieren.
Lesen Sie weitere spannende Beiträge in
-
digit! 3-2020
84 Seiten.
inkl. MwSt.
zzgl. Versandkosten
Lieferzeit: 2-3 Werktage