Alles außer gewöhnlich

Die Fotografin und Filmemacherin Monica Menez zündet visuelle Feuerwerke im Niemandsland zwischen Mode und Kunst.

Foto von Monica Menez

Pizzabacken geht bei Monica Menez so: Eine attraktive, streng dreinblickende Brünette flirtet über den Brillenrand hinweg mit der Kamera, rekelt sich durch die Küche, bringt den Pizzateig auf der Arbeitsplatte lustvoll in Form, lässt irgendwann mit lasziver Boshaftigkeit ihre Spucke in selbigen laufen. Dann zieht sie ihr Wollkleid hoch, setzt sich auf den Fladen und knetet ihn mit ihrem Hintern ordentlich durch, ehe sie mit ihren High Heels die auf dem weißen Steinfußboden liegenden Tomaten zerquetscht und die rote Soße auf das Pizzarund bringt. Sie fertigt in hautfarbener Unterwäsche Polaroids von sich und dem sündigen Gericht an, raspelt als Finish feine Späne von ihren goldbepinselten Nägeln darauf und liefert es an einen attraktiven Mann aus, der dies mit sichtlicher Lust verspeist: Buon Appetito!

„Precious“ heißt der dreiminütige Clip mit der durchtriebenen Pizzabäckerin, der inzwischen mehr als drei Millionen Views zählt. Es ist Menez erste filmische Arbeit. Sie entstand, weil Menez erkannte, dass sie dieses freie Projekt allein mit fotografischen Mitteln nicht erzählen konnte. Und sie enthält alle Zutaten, die in ihren Bildwelten eine Rolle spielen: eine verrückte Idee, eine besondere, leicht entsättigte Farbtonalität, eine satte Prise Erotik und – vielleicht das Wichtigste – jede Menge intelligenten Humor. Tatsächlich kommt man immer wieder ins Lachen, wenn man die Werke der Fotografin und Filmemacherin aus Stuttgart ansieht. In anderen Fällen reibt man sich fasziniert die Augen, schon weil man wissen möchte, wie sie das umgesetzt hat: farbliche Verschiebungen (als blicke man auf ein 3D-Bild ohne 3D-Brille), Lo-Fi-Looks, knackscharfe Verwackler und immer wieder verrückte Spiele mit Licht und Projektionen. In den Hauptrollen: androgyne Frauentypen im Bowie-Stil, retrofuturistisches Styling und Requisiten, aber auch abstrakte und minimalistische Kompositionen.

Diebische Freude am Experimentieren

Menez ist eine angewandte Bildermacherin, sie arbeitet für Kunden wie Hugo Boss, Sephora, Breuninger und Modezeitschriften wie Madame, Harper’s Bazaar und Elle und wann immer möglich sucht sie sich ihre Spielfelder irgendwo im Niemandsland zwischen Mode- und Kunstfotografie. Selbst etwas so Alltägliches wie Teppichwaren versteht sie, außerordentlich in Szene zu setzen, und das mit wenigen Stilmitteln: ein aufgeräumtes Setting, gedeckte und genial miteinander kontrastierende Farben im 60ties-Style und eine fast schon künstlerische Abstraktion. Das Styling hat sie dabei selbst übernommen.

Menez hat eine diebische Freude am Experimentieren, und zuweilen gehen die Gäule insofern mit ihr durch, als das …

 


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