Leise Geschichten, die nachhallen
Theodor Barth erzählt leise, vielschichtig, eindringlich. Wir zeigen ein Best-of seines Editorial- und Corporate-Portfolios.
Theodor Barth kann sich unsichtbar machen. Das jedenfalls könnte man beim Betrachten seiner Bilder meinen; die Menschen, die er fotografiert, sind ganz bei sich und ihrem Tun und scheinen ihn vergessen zu haben.
Deutlich wird das beispielsweise in Barths Reportage „Hafen der Argonauten“, einem Essay über die Kleinstadt Poti am Schwarzen Meer. Ein befreundeter Fotograf, der die georgische Hafenstadt kannte, fragte ihn: „Was willst du da denn bitte fotografieren?“ Barth aber ließ sich nicht beirren, reichte sein Konzept bei der VG Bild-Kunst ein, erhielt ein Stipendium und reiste mehrfach für einige Wochen in die unscheinbare Stadt. Zurückgekommen ist er mit vielen kleinen Geschichten von Menschen, ihrer Arbeit und ihrer Kultur. Wie meist erzählt er in leisen Bildern: eine nächtliche Prozession, bei der die Gesichter der Teilnehmenden von Kerzen erleuchtet werden; Fischer, die auf ihrem Kutter im warmen Licht der Abendsonne Domino spielen; ein Leuchtturmwächter, der mit gefalteten Händen in das Signallicht blickt, in dem sich eine Fenstersprosse spiegelt wie ein ehernes Kreuz; eine kleine Tänzerin, die neben einem Laute zupfenden Alten versonnen in sich hineinlächelt, kurz vor ihrem großen Auftritt. Immer wieder spielt Barth dabei auf die griechische „Argonautensage“ an, die in der Alltagskultur Potis bis heute aufblitzt. Viele kleine Augenblicke setzen sich so zu einem Mosaik dieser Küstenstadt zusammen, einer mit Detailliebe erzählten Geschichte, die am Ende in einer 17-seitigen Story in der Zeitschrift mare erschien.
Barth hat im Laufe seiner 30-jährigen Karriere unterschiedlichste Themen beleuchtet. Der Durchbruch gelang ihm mit einem freien Projekt über die durch ihr besonders mildes und sonnenreiches Klima gesegnete Stadt „Sun City“ in Arizona, die sich bedingungslos an den Bedürfnissen der dort lebenden Rentner orientiert. Die Zeitschrift brand eins veröffentlichte die skurrile Parallelwelt-Reportage als opulente Bildstrecke. „Das war der Durchbruch“, sagt Barth, der von da an immer mehr Anfragen von unterschiedlichen Magazinen bekam und lange für den stern arbeitete, aber auch für Medien wie ZEIT, Spiegel, SZ Magazin oder 11 Freunde.
Seine Reportagen sind …
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