Ausstellung zeigt das Werk Werner Bischofs
Das Ernst Leitz Museum Wetzlar präsentiert vom 8. März bis 9. Juni das Lebenswerk des großen Schweizer Fotografen Werner Bischof.
Kreativer Bilddesigner, engagierter Fotojournalist, poetischer Erzähler: Die Ausstellung im Ernst Leitz Museum zeigt das Werk des Magnum-Fotografen Werner Bischof (1916–1954) in seiner ganzen Breite. Trotz seines frühen Todes durch einen Autounfall in den Anden mit nur 38 Jahren zählt Bischof noch heute mit seiner gestalterischen Präzision und emotional ansprechenden Bildästhetik zu den wichtigsten Schweizer Fotografen des 20. Jahrhunderts.
Die in der aufwendigen Museumspräsentation gezeigte Auswahl beginnt mit seinen Anfängen in Zürich, wo er ab 1936 nach seinem Fotografiestudium als Studiofotograf brillierte. Ein Schwerpunkt sind im weiteren Verlauf Arbeiten als Foto-Dokumentarist, die ihn nach 1945 zunächst durch Europa und mit seinem Eintritt in die Bildagentur Magnum ab 1949 bis zu seinem tragischen frühen Tod 1954 in die Welt und vor allem nach Asien führten. Ebenso werden freie Arbeiten präsentiert, die er unabhängig von seinen Aufträgen verwirklichte.
Bischofs Wandlung
Die Ausstellung dokumentiert Bischofs Wandlung vom Atelierfotografen zum Bildjournalisten. Nach dem Diplomabschluss an der Kunstgewerbeschule Zürich entstanden in seinem Atelier für „Foto-Grafik“ Aufnahmen für Mode, Werbung und Ausstellungsdesign. Die Gestaltung schöner, perfekter Bilder wurde zunehmend unbefriedigend für Bischof angesichts der kriegsbedingten Umwälzungen in den die Schweiz umgebenden Ländern. Ab 1945 führten ihn Reportagereisen zunächst durch Süddeutschland, Frankreich und die Niederlande. Im Auftrag der humanitären Organisation Schweizer Spende berichtete er über das zerstörte Europa und die Hilfe für die Kriegsopfer.
Spätestens mit dem Eintritt in die damals noch junge Bildagentur Magnum Photos war er fast ständig unterwegs. Er reiste durch Osteuropa, gefolgt von Indien, Japan, Korea, Hongkong, Indochina und schließlich nach Nord- und Südamerika. Der Rastlosigkeit versuchte Bischof durch längerfristige Projekte entgegenzuwirken, die er dann bevorzugt in großen Serien oder Bildbänden veröffentlichen wollte. Seine letzte Reise durch Südamerika war ebenfalls bestimmt von beiden Aufgaben: einerseits gut verkäufliche Agenturbilder zu liefern und andererseits allgemeingültigere Motive zu finden, die mehr über die Welt aussagten, als es einzelne Magazinaufnahmen leisten konnten.
Die rasante Karriere Bischofs brach jäh ab: Am 16. Mai 1954 stürzte der Firmenwagen der Northern Mining Company in den peruanischen Anden in eine Schlucht. Der peruanische Fahrer, ein befreundeter Schweizer Geologe, und der Fotograf starben bei diesem Unfall. Das riesige erhaltene und durch die Familie gut gepflegte Archiv ist bis heute ein Schatz für die Fotogeschichte des 20. Jahrhunderts, in den die Ausstellung im Ernst Leitz Museum einen umfassenden Einblick bietet. Neben vielen heute längst ikonischen Aufnahmen, wie dem Flöte spielenden Jungen oder den Shinto-Priestern im Schneetreiben, sind auch viele unbekannte Motive und Dokumente zu entdecken, die von der großen Humanität und dem präzisen Auge des Fotografen Zeugnis ablegen.
Über Werner Bischof:
Werner Bischof wurde am 26. April 1916 in Zürich geboren. Seinen Wunsch, Malerei zu studieren, gibt er zugunsten der Fotoklasse von Hans Finsler an der Kunstgewerbeschule Zürich (1932–1936) auf. Danach folgten werbegrafische Aufträge und die Gründung eines eigenen Ateliers. Ab 1942 platzierte er regelmäßig Veröffentlichungen im Schweizer Magazin „Du“. Nach 1945 kam die Neuorientierung als Bildjournalist, 1949 der Eintritt in die Fotografenkooperative Magnum Photos. Die weiteren Stationen: 1951 ein sechsmonatiger Aufenthalt in Indien im Auftrag von „Life“, 1951/52 ein Jahr in Japan, 1952 als Kriegskorrespondent in Indochina, 1953 ein viermonatiger Aufenthalt in den USA und danach Reisen durch Südamerika, auf denen er für Magnum Photos berichtete. Am 16. Mai 1954 stirbt Bischof in Peru bei einem Autounfall. Seine Frau Rosellina, die er 1949 geheiratet hatte, seine Söhne Marco (geboren 1950) und Daniel (geboren neun Tage nach Bischofs Tod) pflegen in den folgenden Jahrzehnten seinen Nachlass und sein Archiv. Die Ausstellung in Wetzlar entstand in enger Kooperation mit Marco Bischof und Tania Kuhn vom Werner Bischof Estate, Zürich.