Mit Gespür für Trends

320.000 Instagram-Follower, Gründer der derzeit reichweitenstärksten Landschaftsfotografen-Community „German Roamers“, Kooperationen mit großen Consumermarken und Tourismusunternehmen: Der Fotoquereinsteiger Johannes Höhn hat einiges richtig gemacht. Wie und warum klärt Peter Schuffelen im folgenden Text.

Ein Bär überquert eine Sraße

Darum gehts

Zur rechten Zeit mit der richtigen Idee am richtigen Ort: So könnte man das Koordinatensystem umreißen, in dem sich die noch relativ junge, aber ziemlich steile Karriere von Johannes Höhn, 34, entwickelt hat. Der Werdegang im Schnelldurchlauf: Höhn studiert Sportökonomie, beginnt aber bereits vor dem Diplom, Sportevents zu fotografieren – und seine persönliche, ausufernde Sportschuh-Sammlung. Das im Jahre 2011 noch vermeintlich abseitige Liebhaber-Sujet entpuppt sich mit dem aufziehenden Sneaker-Hype als Volltreffer, vor allem in Kombination mit Höhns Instagram-Account: Die Streetwear- und Sneaker-Kette Snipes wird auf ihn aufmerksam und engagiert ihn vom Fleck weg. Höhns Aufgabe: Er soll für Snipes eine Bilderwelt entwickeln, die in die wachsende Social-Media-Landschaft rund um Instagram passt. Drei Jahre lang baut der junge Selfmade-Fotograf ein Team auf, gestaltet den visuellen Markenauftritt in den sozialen Medien mit, dann wagt er den Absprung und macht sich selbstständig. Mit „pangea productions“, so der Name der Content- und Consulting-Agentur, die er gründet, konzentriert er sich anfänglich weiterhin auf die Streetwear-Produkt- und Lifestyle-Fotografie.

2014 stößt der überzeugte Stadtmensch, der Landschaftsfotografie bis dahin für langweilig gehalten hatte, auf den Instagram-Feed des Landschaftsfotografen Dylan Furst und ist sofort begeistert. Furst macht alles anders: mystische und eher düstere Landschafts- und Naturimpressionen aus dem hohen Norden der USA und Kanadas, die nichts zu tun haben mit den üblichen Postkartenmotiven der meisten anderen Naturfotografen jener Zeit. Höhn fühlt sich inspiriert und setzt ein weiteres Mal und erneut eher intuitiv auf das richtige Pferd: Er schaut sich nach landschaftlich spannenden Locations in Deutschland um und entwickelt eine hiesige Spielart dieser im ursprünglichen Wortsinn „romantischen“ Landschaftsfotografie, in der Nebelschwaden und das Wechselspiel aus Licht und Wolken für eine hohe atomsphärische Dichte sorgen. Mit der Zeit findet er mehr und mehr Gleichgesinnte, mit denen er loszieht. Anfang 2015 gründet er dann die „German Roamers“, eine informelle Fotografen-Community, die auf Instagram rasch wächst.

Das steckt dahinter

Rückblickend war die Zeit offenbar überfällig für eine neue „deutsche“ Landschaftsfotografie, jedenfalls trifft die Ästhetik der „Roamers“ auf offene Augen und Ohren. Das Interessante: Die im Netz geborene und beheimatete Community hat im Du-Mont-Reiseverlag inzwischen sogar ein eigenes Buch zur neuen deutschen Landschaftsfotografie herausgebracht (siehe Kasten). Heute zählt der Feed der German Roamers mehr als 400.000 Abonnentinnen und Abonnenten, die aggregierte Reichweite der derzeit zwölf Landschaftsfotografen beträgt mehr als sechs Millionen Follower. Die hohe Reichweite und Relevanz in urbanen und stilbewussten Zielgruppen haben konkrete Rückwirkungen für die Fotografen der Community: Es existiert ein reges Interesse vonseiten der Tourismusbranche, aber  …


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