Ausstellung ohne Ende
Der Fuldaer Fotograf Walter M. Rammler zeigt seine freien Arbeiten seit Jahrzehnten in In- und Outdoor-Ausstellungen – und inzwischen schon zum zweiten Mal als „Schaufenstergalerie“ in leer stehenden Geschäftsräumen. Das Guerilla-Marketing-Konzept ohne Ladenschlusszeiten geht auf – nicht nur im Corona-Jahr.
Darum gehts
Walter M. Rammler beschäftigt sich seit seinem zehnten Lebensjahr mit der Fotografie und machte sich nach Ausbildung und Assistenzzeit 1995 mit einem eigenen Atelier in Fulda selbstständig. Das Geschäftsmodell des gebürtigen Franken, der neben dem Fotografenberuf kommunalpolitisch bei den Grünen aktiv ist, steht auf breiten Füßen: Das Portfolio reicht von Landschafts- und Hochzeitsfotografie bis zu Reportage und werblichen Aufnahmen; der Schwerpunkt liegt im Portrait- und Corporate-Bereich. Seit einigen Jahren trägt auch die künstlerische Fotografie substanziell zum Umsatz bei – Tendenz steigend. Das liegt vermutlich auch daran, dass der Fotograf ziemlich rührig ist, wenn es um die Präsenz dieser Arbeiten im öffentlichen Raum geht. Rammler zeigt seine Werke seit 1980 regelmäßig in Gruppen- und Einzelausstellungen in mehreren deutschen und europäischen Städten – und immer wieder auch in Fulda. Raus aus der Galerie, rein ins Leben: Diese Idee verfolgt der heute 64-Jährige dabei schon länger. 2001 etwa zeigte er unter dem Titel „100 Menschen einer Stadt“ 100 lebensgroße Portraits von Fuldaern, verteilt im gesamte Stadtmuseum und vor dem Eingang. Vor vier Jahren sah er dann im Fernsehen etwas, das ihn auf eine neue Idee brachte.
Das steckt dahinter
„In dem Beitrag ging es um eine Fotoaktion eines französischen Kollegen, der in einem vom Aussterben bedrohten Ort die Schaufenster verwaister Geschäfte mit Fotos beklebte, die Szenen vor der Schließung zeigten“, erklärt Rammler, der vor Kurzem erst ein neues Studio bezogen hat, und erinnert sich. „Diese Art von Stadtverschönerung kam so gut an, dass der Tourismus in dem Ort schließlich wieder angekurbelt werden konnte. Das war die Initialzündung, die mich auf die Idee mit der Schaufenstergalerie brachte.“
Rammler hielt bei seinen Streifzügen durch die Stadt Ausschau nach leer stehenden Geschäften. Mit dem Eigentümer eines 200 Quadratmeter großen Ladengeschäfts konnte er sich schnell auf die kreative Zwischennutzung einigen. Anders als der französische Kollege stellte er allerdings eigene Werke in insgesamt fünf Vitrinen aus. Das brachte ihm positive Rückmeldungen, mehrere Bildverkäufe sowie eine breite Berichterstattung in der lokalen Presse ein.
Die eigenen Werke in Top-Lage
In diesem Jahr wiederholte der Fuldaer Fotograf seine Schaufenster-Galerie-Aktion – in anderen Geschäftsräumen und auf einem neuen Level. Der Standort: ein mehrgeschossiges Gebäude in einer gut frequentierten Fußgängerzone der Innenstadt, in dem bis vor Kurzem die Rhön Energie GmbH – ein regionaler Energieversorger – ihren Sitz hatte. „Ich bin an den Besitzer herangetreten, der sich von der Idee sofort aufgeschlossen zeigte“, sagt Rammler. Statt die Fenster mit Papier zu bekleben, geht nun den Blick nach innen, auf insgesamt 80 Fotografien – eine Auswahl aus vier Jahrzehnten: …
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digit! 6-2020
84 Seiten.
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