Effiziente Bildbearbeitung
Für professionelle Fotografen haben sich zwei Kategorien von Software etabliert: die klassische Bildbearbeitung nach dem Muster von Adobe Photoshop und Workflow-Software à la Capture One Pro für RAW-Entwicklung und Bilddatenorganisation. Michael Marczok beschreibt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
Grundsätzlich unterscheiden sich die klassischen Bildbearbeitungsprogramme und die Workflowtools durch das Dateimanagement im Programm. In Photoshop & Co. arbeitet man meist am Einzelbild. Software wie Lightroom setzt früher an und gibt die Möglichkeit, eine große Bildmenge, auch im RAW-Format, zu sichten, zu beurteilen und zu sortieren. Und auch die weitere Behandlung geht immer davon aus, dass mehrere Bilder schnell und wiederholt bearbeitet werden.
Ein weiterer Unterschied, die jeweils globale Bearbeitung eines gesamten Bildes, weicht zunehmend auf. Auch mit den „Workflowtools“ wird es immer einfacher, selektiv im Bild zu arbeiten.
In der pixelbasierten Bildbearbeitung wird jede Änderung mit dem Speichern in das Bild eingeschrieben. Sicher gibt es Features, die ein Rückgängigmachen ermöglichen, wie zum Beispiel Smartobjekte oder -filter in Photoshop. Völlig verlustfrei arbeiten die Workflowtools. Ein einmal importiertes Original, das RAW, wird erst beim Export für die Erstellung eines anderen Formates wie JPEG herangezogen und dann, unverändert, wieder an seinem Speicherort abgelegt. Alle Bearbeitungsschritte, die man in der Software vorgenommen hatte, werden in einer Datenbank abgelegt. Beim nächsten Öffnen des Programms findet man alles wieder so vor wie beim letzten Besuch und kann jeden Schritt wieder rückgängig machen oder leicht abändern – ohne Verluste, da ja für eine neue Berechnung wieder das Original herangezogen wird. Es wird somit keine neue Bearbeitung auf eine ältere Bearbeitung angewendet.
Die Herangehensweise ist also bei den beiden Kategorien etwas unterschiedlich. Somit gibt es auch spezielle Features, die für eine davon stehen, und andere, die in beiden zu finden sind. In einer Auflistung der wichtigsten Schritte für eine durchschnittliche Bildbearbeitung zeige ich, welche Softwares jene können und wie sie arbeiten.
Dateiorganisation
Der erste Schritt in einem fotografischen Workflow sollte die Organisation der Bilddaten sein. Prädestiniert sind dafür Programme, die ähnlich wie eine Datenbank funktionieren. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Bilder werden zunächst im Programm importiert, also mit einer Ordnungsstruktur und Vorschaubildern in einer speziellen Datei abgelegt. Oder die Software legt nur Wege zu den Originalen auf dem Speichermedium an und generiert bei Bedarf ein Vorschaubild für den weiteren Weg. Im letzteren Fall gibt es noch die Möglichkeit, eine eigene Struktur anzulegen, sie ist aber nicht so umfangreich.
Ein Beispiel für die Datenbank-Variante ist Capture One Pro. Mit den importierten Bildern kann auf unterschiedliche Weise eine Struktur angelegt werden, entweder für jede sogenannte Session oder als einzelnes Projekt. Innerhalb der Projekte sind dann weitere Elemente möglich. Herauszuheben ist hier das intelligente Album, dem eine Unzahl von Eigenschaften zugeordnet werden kann, nach denen innerhalb des Projektes dann gesucht wird. Für eine Bildauswahl sind das zum Beispiel Bewertungskriterien. Alle Bilder, die diesem Kriterium entsprechen, landen automatisch im intelligenten Album.
Einen etwas anderen Weg geht das Programm PhotoLab von DxO. Generell wird hier die Dateistruktur des Rechners übernommen und im Organisationsbereich, der Fotothek, angezeigt. Es können auch Projekte angelegt werden, die müssen aber händisch oder über eine bestehende Bildauswahl gefüllt werden. Möchte ich also meine bewerteten Bilder zusammenfassen, kann ich sie über die Filterfunktion suchen lassen und dann auf einen Rutsch in das dementsprechend benannte Projekt per Drag-and-drop schieben. Eine Bildauswahl und -bewertung funktioniert übrigens bei allen Workflowtools ähnlich.
Ebenen
Mit Ebenen und Filtern ist Photoshop von Adobe zum Marktführer bei den pixelbasierten Bildbearbeitungsprogrammen geworden. Ebenen ermöglichen die komplexesten Bildkompositionen, indem verschiedene Bilder, Texte, Grafiken und mehr übereinandergelegt und …
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