Eingefrorene Dynamik
Seit 15 Jahren beschäftigt sich Sascha Hüttenhain mit dem klassischen Tanz. Dank kontrollierter Studiobedingungen und ausgefeilter Lichttechnik hat er eine besonders puristische Spielart der Ballettfotografie entwickelt.
Adagio, Pirouetten, Petit und Grand Allegro: Sascha Hüttenhain kennt die Schrittfolgen und Bewegungsabläufe der Ballerinen, wie die Tänzerinnen im Ballett heißen. Kein Wunder: Der Portrait-, Mode- und Werbefotograf, der sein Geld mit Corporate-Aufnahmen für mittelständische Kunden, mit People- und Stillaufnahmen für die Konsumgüter-, Transportation- und Medienbranche sowie für verschiedene Mode- und Lifestyle-Zeitschriften macht, beschäftigt sich in seinen freien Arbeiten intensiv mit dem klassischen Tanz. „Die Dynamik und perfekte Körperbeherrschung, die fließenden, schnellen Bewegungen, dazu die reduzierten Kleider – all das macht das Ballett zu einem faszinierenden Sujet“, sagt der 46-Jährige.
Mehr als 15 Jahre hat er sich mit dem Thema fotografischauseinandergesetzt, zunächst vor allem im Theater. Das, sagt er, sei eine gute Vorbereitung auf das Thema gewesen, um die Bewegungsabläufe und akrobatischen Einlagen zu studieren. „Der Nachteil war allerdings, dass ich weder Einfluss auf das Licht noch auf die Posen nehmen konnte, weil die Tänzerinnen während der Proben und Vorstellungen natürlich ihr Programm durchziehen“, sagt Hüttenhain. „Irgendwann habe ich dann die erste Ballerina in mein Studio geholt.“
Konzentration auf das Wesentliche
200 m2 ebenerdige Studiofläche, vier Meter Deckenhöhe und eine Hohlkehle mit sieben Meter Breite: Sein „Studio Zwo“ in Siegen, in dem er auch Workshops für Interessierte zum Thema „Ballett“ anbietet, stellt die idealen Voraussetzungen für dynamische Aufnahmen mit ausladenden Bewegungen dar. Am Anfang jeder Aufnahmesession steht zunächst ein Kennenlerngespräch. „Es geht mir darum, zu klären, wie das Level der jeweiligen Tänzerin ist und wo ihre besonderen Stärken liegen“, sagt Hüttenhain. „Dann überlege ich mir, welche Posen oder tänzerische Figuren reizvoll sein könnten, welches Outfit diese besonders gut unterstreicht, ob wir Hilfsmitteln wie etwa eine Windemaschine brauchen und wie eine möglichst spannungsvolle Lichtsetzung aussehen könnte. Für das Shooting selbst fertige ich dann meist einfache Zeichnungen oder kleine Storyboards an, die mir als Leitfaden dienen.“
Stilistisch konzentriert sich Hüttenhain auf wenige Elemente. Wallende schwarze und weiße Kleider oder Tutus, klare Kontraste und Licht-Schatten-Spiele, die er oft nur mit ein oder zwei Blitzlichtern vor der Hohlkehle herausarbeitet, und Posen, die weniger auf eine imposante Akrobatik abzielen als auf ein Maximum an Eleganz. Das Ergebnis sind Shots, welche die Essenz dieser Kunstform in konzentrierter Form einfangen und mal klassisch bildhauerische, mal spielerisch-abstrakte oder experimentelle Qualitäten besitzen.
Der Lichttechnik fällt dabei eine besondere Rolle zu. „Wichtig bei schnellen Bewegungen ist, dass man eine Lichtanlage einsetzt, die schnell genug ist, um diese Art der Highspeed-Fotografie zu unterstützen“, sagt Hüttenhain. „Ich nutze Blitzgeräte vom Typ Hensel Cito, die eine minimale Abbrennzeit von bis zu 1/100.000 s liefern. Damit lassen sich …
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digit! 2-2020
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