„KI liefert sehr potente Werkzeuge – nicht weniger und nicht mehr“

Reinhard Karger, Unternehmenssprecher des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), hat mit digit! Autor Peter Schuffelen über das Wesen Künstlicher Intelligenz sowie aktuelle und künftige Anwendungen im Imaging-Bereich gesprochen

digit 6-2019 Experten KI Roboter

Herr Karger, alle reden von künstlicher Intelligenz, aber kaum einer weiß genau, was sich dahinter verbirgt. Klären Sie uns doch bitte auf.

Reinhard Karger: Künstliche Intelligenz, abgekürzt KI, meint kurz gesagt die Digitalisierung menschlicher Wissensfähigkeiten. Dazu zählen das Verstehen von Sprache und das Erkennen von Objek- ten in Bildern, das Produzieren von Sätzen, Texten, von Geschich- ten oder das „Lesen zwischen den Zeilen“. In den meisten Fällen sind Menschen den Maschinen deutlich überlegen, auch wenn die KI in den vergangenen Jahren bemerkenswerte Fortschritte gemacht hat.

Wo hakt es denn noch?

RK: KI ist immer dann gut, wenn es um isolierte Betrachtungswei- sen geht. Wesentlich dafür ist Mustererkennung durch künstliche neuronale Netze, das sogenannte Deep Learning. Dieser Prozess ist extrem datenhungrig, aber diese Herausforderung können wir dank neuer Rechner und Speichermedien inzwischen gut adressieren. Die KI lernt schnell hinzu – etwa die schriftliche Suche nach visuellen Objekten in nicht verschlagworteten Bildern. So- bald es aber um szenische Zusammenhänge geht, braucht es ein semantisches Situations- und Welt-Verständnis – und da stoßen die aktuelle KI-Verfahren immer noch an prinzipielle Grenzen.

Können Sie das konkretisieren?

RK: Ein Beispiel: Wenn ich sage, such mir ein Bild von einem Jun- gen und einem Hund auf einer Wiese, dann wird die KI das schnell aus einer großen Datenmenge herausfischen können. Wenn ich aber sage „Such mir ein Bild, bei dem ein Kind mit einem Hund streitet“, ist sie schnell überfordert. Zu erkennen, was Streit ist und was bloße Herumbalgerei, fällt uns relativ leicht, weil wir emphatisch sind und uns in Menschen und Situationen hineinversetzen und diese intuitiv deuten können. Eine Maschine kann all das nicht.

Wo hilft KI in der Fotografie konkret?

RK: Die Objekterkennung, also die textuell oder sprachlich gesteuerte Suche nach bestimmten Bildern, hat ein riesiges Potenzial. Sie kann uns lästige Routine-Aufgaben abnehmen, …

 


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