Adapter für das Beste beider Welten
Es lebe der analoge Schwarzweißfilm: Thorsten Wulff hat mit der Nikon FE auf Film fotografiert und die Negative mit dem Nikon-ES-2-Adapter digitalisiert.
Die Nikon FE ist ein handliches Stück Präzisionsarbeit und hat auch nach vier Dekaden nichts von ihrer Eleganz verloren. Der Blick in den Sucher zeigt die flüchtigen Momente des Lebens in einer Leichtigkeit, die ihresgleichen sucht – vielleicht auch, weil nur eine dünne Nadel auf der transparenten Zeitskala am linken Bildrand unaufdringlich den von der Automatik ermittelten Wert zeigt.
Verwendet man die helle, vollmatte Einstellscheibe B mit dem klar begrenzten, nicht vom Schnittbildindikator unterbrochenen 12-Millimeter-Mittenkreis, so gelingt das ungewohnt gewordene manuelle Fokussieren wie von selbst. Die Kamera lag lange im Regal, ein Geschenk meines Freundes Cyrill zum Abschluss meines zweiten Lightroom-Buchs.
Jetzt kommt sie zum Einsatz, denn der analoge Film ist wieder da. Vielleicht war er auch nie ganz fort, ich jedenfalls hatte mein Labor 2001 verschenkt. Nikon hatte damals die Coolpix 996 her- ausgebracht, und deren 3,6 Megapixel reichten für Zeitschriftentitelbilder in DIN A4: der letzte fehlende Schritt der schon lange komplett digitalisierten Druckvorstufe.
Als das Fotoparadies B&H seine Analogabteilung auflöste und in den Keller verfrachtete, kaufte ich dort noch schnell und eher aus Sentimentalität einen Zehnerblock Kodak Tri-X. Steve McCurry belichtete den letzten Kodachrome, auf dem er einst mit FM2 und 105er Nikkor sein Afghan Girl unsterblich gemacht hatte, und das analoge Zeitalter war vorbei.
Jetzt befinden wir uns aber in einer Renaissance. Kodak produziert nach wie vor den Tri-X und erfolgreich den C41 Porta 400, und selbst der Ektachrome ist wieder auferstanden. Auch Ilford hat noch die Schwarzweißen Pan-F, FP4 und HP5 im Angebot, und Bellamy Hunt, bekannt als Japan Camera Hunter, hat einen eigenen Street Pan im Angebot. Cinestill aus Kalifornien bringt neue, spannende Emulsionen wie den 800T heraus, basierend auf dem kunstlichtoptimierten Kodak-Vision-3-5219-Kinofilmmaterial. Und ähnlich wie beim Vinyl, das sich seit Jahren wachsender, ungebremster Begeisterung erfreut, ist auch in der Fotografie der Schritt zum Analogen also fast nichts Besonderes mehr.
Dies kann auch als Reaktion auf die Ära des absoluten Bildes verstanden werden – die endlose Bilderflut, gefüttert von den Telefonen in unseren Taschen, sofort hochgeladen im Buhlen um Likes. Steve Jobs wusste genau, wovon er sprach, …
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digit! 5-2019
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