Farbmanagement – endlich erwachsen
Stefan Steib richtet seinen prüfenden Blick auf eine Branche, um die es ruhiger geworden ist, seitdem die Farbwiedergabe von Kameras, Druckern und Monitoren immer besser geworden ist. Für die hochwertige Darstellung und Ausgabe von Bildern ist Farbmanagement aber nach wie vor ein entscheidender Qualitätsfaktor.
Um sich einen Überblick über die Innovationskraft beim Farbmanagement zu verschaffen, ist ein Blick in die Bücherlisten bei Amazon hilfreich. Fast alle dort vertretenen Werke sind aus den 2000er-Jahren, bestenfalls wurden sie in den letzten Jahren überarbeitet. Die letzte mir bekannte Neuerscheinung ist „Digitale Farbe: Farbgestaltung – Colormanagement – Farbverarbeitung (Bibliothek der Mediengestaltung) vom April 2018. Standardisierungsgremien wie Fogra , ECI und ICC stecken seit Jahren stark in den Tiefen der Detailarbeit zu technischen Anpassungen und neuen Normierungsentwürfen für die International Organization for Standardization ISO.
Helfend springen hier Dienstleister ein, die als Service für ihre Kunden und im eigenen Interesse Standards gangbar ausdefinieren, um so ihre nötigen Supportdienstleistungen bei der Datenannahme zu reduzieren. Beispiel ColorLogic PDF: genauso die Hersteller von Colormanagement-Software – hier basICColor mit einem ausführlichen Grundlagen-PDF zum Lernen und Auffrischen und zuletzt EIZO – mit dem meiner Meinung nach sehr übersichtlichen Color Management Handbook .
Das zeigt schon, wohin sich das Thema entwickelt hat, es geht heute vor allem um „Evolution“ und Verbesserungen bei der Implementierung. Wobei vor allem bei industriellen Anwendungen und Messgeräten große Fortschritte bei Handling und Genauigkeit erzielt wurden. Der Consumerbereich stagniert seit einigen Jahren bei einem – nennen wir es einen sehr komfortablen – „Pretty good (enough)“-Level.
An den Grundlagen menschlichen Farbensehens hat sich kaum etwas verändert, noch immer sehen wir drei Farben. Ausnahme sind wenige Frauen, die als genetische „Mutantinnen“ tatsächlich vier Farben sehen können = Tetrachromatismus . Diese unterscheiden vermutlich 100 Millionen Farben mehr als wir gewöhnlichen Sterblichen, und Männer können nur achselzuckend mit den weit verbreiteten Rot-Grün-Schwächen versuchen, mit dem persönlichen Farbempfinden umzugehen.
Grundlagen für kontrollierte Farbe
Bevor wir uns die aktuellen Betriebssysteme anschauen, rekapitulieren wir kurz die Betriebssystem-Anforderungen an einen farbgenauen Workflow. Benötigt werden: 1. Genaue Geräteprofile, die man mit Quell- oder Ausgabe-Charakterisierungssoftware erzeugen kann – aktuell vorzugsweise ICC-4, die Ablösung mit ICC Max steht schon vor der Tür. 2. Korrekt geladene Grafikkarten-LUTs (oder Monitorprofile, für die keine LUT-Anpassungen erforderlich sind). 3. Mindestens farbverwaltete Anwendungen (besser betriebssystemweite zentrale und exklusive Implementierung), die für die Verwendung eines korrekten Monitorprofils und von Eingabe- und Ausgabeprofilen konfiguriert sind und die Steuerung der Rendering-Intent- und Schwarzpunkt-Kompensation unterstützen.
Kalibrierung und Profilierung erfordern für Eingabegeräte (Scanner, Kamera usw.) ein Farbziel-„Target“ (besser wären genormte Spektraldaten, aber das ist leider noch weit weg), das die Profilierungssoftware mit den vom Hersteller bereitgestellten Farbwerten des Ziels vergleicht. Für Ausgabegeräte (Monitor, Drucker usw.) sind die Ablesung der Farbwerte mit einem Farbmessgerät (Spektralphotometer, Colorimeter oder Spektrokolorimeter) und der Abgleich der gemessenen Werte mit den zur Ausgabe gesendeten Werten erforderlich. Zusätzlich sind farbstabile Eingabe-, Betrachtungs-/Softproof- und Ausgabe-Drucksysteme zur Kontrolle notwendig.
Betriebssysteme
Dabei helfen uns die Betriebssysteme sehr weitgehend – obwohl auch da immer noch einiges an Verbesserungsbedarf besteht. So ist Windows 10 auch in der letzten 1809-Version (Herbst 2018) nicht in der Lage, z. B. Desktopbilder mit …
Lesen Sie weiter in